Alfi Langer im Interview

„In der Mannschaft steckt noch einiges drin“


Fünfeinhalb Jahre lang war Alfred „Alfi“ Langer Trainer der ersten Mannschaft des TSV Oberstaufen. Im Sommer macht er nun den Weg frei für ein neues Trainerduo. Wir haben uns mit Alfi zum Interview am Sportplatz in Niedersonthofen getroffen, wo er mit den TSV-Fußballern durch den 2:1-Sieg im Relegationsspiel gegen den FC Wiggensbach II im Juni 2019 den Aufstieg in die Kreisklasse schaffte. Es war gleichzeitig der größte Erfolg in der bisherigen Trainerkarriere des 49-Jährigen.


Ein Platz mit wunderbaren Erinnerungen: Welche Szenen vom Tag des Relegationsspiels sind dir besonders im Kopf geblieben?

Alfi Langer: Der ganze Tag war wie ein Traum. Ich habe brutal darauf hingefiebert, war aber brutal nervös. Vor der Fahrt nach Niedersonthofen war ich eine Stunde lang in der Kapelle in Kalzhofen, um nochmal meine Ruhe zu haben. Die Hinfahrt hatte auch ihre Tücken, wegen einer Baustelle hatten wir etwas Verspätung. Das Größte war die Ansprache direkt vor dem Spiel. Das war unglaublich – manche Spieler im Kreis, ich muss hier Michi Rüscher nennen, hatten Tränen in den Augen. Das hat mich wahnsinnig berührt. Ich glaube, mit der Ansprache habe ich vieles erreicht. Und die Mannschaft hat auch größtenteils performt, wenngleich es nicht unser bestes Spiel war.


Es war vor allem ein äußerst spannendes Spiel. Lange liefen die Staufner dem 0:1-Rückstand hinterher, dann gab es ja einen besonderen Wechsel …

Alfi: Fünf Minuten vor Schluss, vor der Einwechslung von Andi Geitner, dachte ich mir schon: Ich höre auf, das kann ich kein weiteres Jahr machen. Andis Einwechslung in den Sturm war abgestimmt mit meinen Co-Trainern Olli Pfäffle und Marcus Brunner. Auch Andre Rüscher hat sich dafür eingesetzt. Ich habe zum Andi gesagt: Der Ball muss rein – koste es, was es wolle. Manchmal braucht man ein glückliches Händchen und den richtigen Spieler am richtigen Platz.


Die Saison 2018/2019 war geprägt von starken Werten – die beste Offensive, die beste Abwehr. Aber es gab eben auch mit Heising einen Dauerkonkurrenten, der am Ende die Nase knapp vorne hatte und direkt aufstieg. Wie hast du die Spielzeit erlebt?

Alfi: Man kann sagen, dass ich Klaus Engstler, der Heising trainiert hat, nicht schlagen kann (lacht). Ich schätze sein Fachwissen, er ist ein Trainerfuchs. Aber so einen Konkurrenten braucht man, das treibt dich an. Wir hatten es in der Hand, haben die Meisterschaft in den direkten Duellen und beim Remis gegen Schwarz-Weiß Sonthofen aus der Hand gegeben. Entscheidend aber war, dass wir uns geschüttelt haben und das wirklich entscheidende Spiel gegen Wiggensbach II gewonnen haben.


Bis dahin gehörten Relegationsspiele nicht zur Lieblingsdisziplin des TSV Oberstaufen. Hattest du den Eindruck, dass die Nerven vielleicht nicht halten würden?

Alfi: Viele aus dem Aufstiegsteam waren auch 2015 schon bei der Relegationsniederlage gegen Wertach dabei. Natürlich hat sich da ein Trauma entwickelt, das war in den Köpfen drin. Es wird einem bewusst, dass sich innerhalb von Sekunden eine ganze Saison entscheiden kann. Sebastian Lingg war direkt nach dem Wertach-Spiel wieder im Angriffsmodus, aber auch er war gegen Wiggensbach II etwas gehemmt. Dazu kommt, dass entscheidende Spieler wie Johannes Botzenhart gehandicapt waren und nicht ihre Top-Leistung abrufen konnten. Wir haben nicht so befreit aufgespielt, aber hatten in der ganzen Saison schon richtige Ausrufezeichen gesetzt. Das war die ultimative Bewährungsprobe.


Vor allem war es das Ende eines Weges, der für dich im Spätherbst 2015 als Trainer der ersten Mannschaft begonnen hat. Im Sommer zuvor gab es wichtige Abgänge, dann kam ein plötzlicher Trainerwechsel. Wie hast du dich in den letzten Jahren als Trainer weiterentwickelt?

Alfi: Ich habe ja zuvor die A-Jugend trainiert, war Trainer der zweiten Mannschaft. Der TSV ist mein Verein, und mein Ziel war auch, irgendwann die erste Mannschaft zu trainieren. Rainer Häfele wollte mich als Nachfolger aufbauen, sein vorzeitiger Abschied hat dann dazu geführt, dass ich gesagt: Ok, ich mache das jetzt schon. Wir haben in dieser Saison Platz zwei knapp verpasst und dann auch wieder wichtige Spieler verloren. Das kann man nicht immer kompensieren. Mir war klar, und das musste auch immer wieder betont werden, dass der Aufstieg in die Kreisklasse ein Projekt über mehrere Spielzeiten werden würde. Dazu gehört aber auch, dass die Mannschaft zusammengehalten wird und vor allem durch gute Jugendspieler. Es war natürlich auch gut, dass auch Spieler wie Alex Fink oder Alex Haibel zurückgekommen sind. Und dann kommt noch die Geschichte mit Andi Geitner, der damals kürzertreten wollte. Seine Worte waren: Solange ich Trainer bin, spielt er hier Fußball. Und durch seinen wichtigen Treffer zum 1:1 gegen Wiggensbach II hat sich der Kreis geschlossen. Kontinuierliche Arbeit war mir immer sehr wichtig. Aus einem guten Spieler wird nicht automatisch ein guter Trainer, auch ein Trainerschein macht noch keinen guten Trainer. Begeisterung für den Sport war für mich immer das Wichtigste. Ich habe mich auch weiterentwickelt, denke ich. Ich bin offener, menschlicher, kritikfähiger geworden im Laufe der Jahre. Dazu kam, dass ich mich seitdem ja viel mehr mit taktischen Fragen beschäftigt habe. Man sieht das Spiel dann vollkommen anders. Und man braucht eine Philosophie, die zur Mannschaft passt.


Dann wäre noch die Frage nach deinem berühmt-berüchtigten Temperament am Spielfeldrand. Konntest du in dieser Hinsicht einen gewissen Reifeprozess feststellen?
Alfi: Ich würde tatsächlich sagen, dass ich einen Reifeprozess durchgemacht habe. Ja, ich bin einige Mal als Trainer vom Platz geflogen – da gab es dann auch entsprechende Diskussionen mit der Vorstandschaft. Da war auch bei einem Vorbereitungsspiel ein besonders unrühmlicher Abgang dabei. Je mehr mich auch die Schiedsrichter kennengelernt habe, desto ruhiger bin ich geworden. Aber nicht zu ruhig, denn Fußball muss man leben. Im Laufe der Jahre wurden die Gespräche mit den Schiris während der Spiele aber immer konstruktiver.


Das Vereinsleben außerhalb des Platzes hast du auch immer intensiv begleitet, du warst ja auch auf der Aufstiegsfahrt nach Düsseldorf dabei. Wie wichtig ist beim Zusammenhocken nach dem Training oder nach dem Spiel, die manchmal nötige Distanz als Trainer zu wahren?

Alfi: Es ist eine Umstellung. Ich habe ja mit vielen noch gespielt und auch teils zuvor schon trainiert. Da war ich der Mannschaftskollege, plötzlich sollte man eine Respektsperson sein. Diesen Spagat zwischen Mensch, Trainer, Freund und Respektsperson habe ich gut geschafft, denke ich – einerseits als Trainer greifbar sein, diskutieren und auch private Themen besprechen. Auf der anderen Seite war mir auch wichtig, das dann immer zu trennen. Im Training und im Spiel gehört Disziplin dazu. Aber ich werde auch künftig immer gerne mit meinen Jungs und den TSV’lern zusammenhocken, das ist klar.


Einen Durchhänger in deiner Amtszeit gab es in der Spielzeit 2016/2017 mit Platz acht, danach ging es wieder bergauf. Der Kreisklassen-Aufstieg war quasi das Projekt des Jahrzehnts. Und jetzt befinden wir uns in der Saison 2019/2021, die inzwischen abgebrochen wurde. Hättest du dir auch vorstellen können, mit dem Aufstieg aufzuhören?

Alfi: Das war ein Gedankengang, Überlegungen gab es im Winter zuvor schon. Aber dann habe ich aus dem Spielerrat und auch von jungen Spielern viel positives Feedback bekommen. Und dann wollte ich dieses Jahr in der Kreisklasse noch mitnehmen. Es wäre vielleicht mehr drin gewesen, aber als Aufsteiger ist Platz fünf eine gute Sache. Wir haben uns etabliert, und meine Arbeit soll nachhaltig sein. Dabei sollte immer auch Qualität eine Rolle spielen, ich will fußballerisch bestehen können. Den Kampf musst du immer annehmen, aber dann will ich auch Fußball zelebrieren. Das Tempo in der Kreisklasse ist schon etwas höher, wir haben uns gut daran gewöhnt. Und das ist ein Verdienst von allen – Spieler, Trainerteam, Vorstandschaft und Unterstützer. Die fußballlose Zeit wird irgendwann enden. Ich glaube, dass man die ein oder andere Veränderung in der Mannschaft sieht. Ich habe nicht aufgehört, weil ich müde bin, sondern weil man aus der Mannschaft noch einige Prozent herausholen kann. Manche Muster fahren sich fest und müssen aufgerissen werden. Dann kann das Team in der Kreisklasse auch noch weiter oben mitspielen. Ich bin auch überzeugt, dass meine Nachfolger Manuel und Alex Hartmann den nötigen frischen Wind reinbringen und eine gute Arbeit leisten werden. Ich gehe davon aus, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeschrieben wird. 

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